Sommer

Kirche an der frischen Luft

Die Seelsorgeangebote in Deutschlands Urlaubsregionen

Bonn - 11.07.2016

Im Urlaub kann man loslassen und sich neuen Erfahrungen öffnen. Die Distanz zum täglichen Einerlei des Alltags macht Lust, den Horizont zu erweitern. Gleichzeitig schafft sie Raum, um über das eigene Leben nachzudenken. Das spüren auch Menschen, die sich sonst wenig mit Glaubensfragen befassen. Die Tourismus-Seelsorge ist da, wo all diese Prozesse in Gang kommen. An den Urlaubsorten in Deutschland mit Angeboten für die ganze Familie, mit offenen Ohren und natürlich mit Gottesdiensten an der frischen Luft. Katholisch.de stellt einige Angebote vor.

Alpenland: Bergspiritualität

Mit Gipfelgottesdiensten und Meditationswegen lockt die Tourismus-Seelsorge des Erzbistums München und Freising. Allein in Oberbayern finden im Juli knapp dreißig Bergmessen statt. Auch Bergexerzitien, spirituelle Bergtouren und Gebirgswallfahrten stehen diesen Sommer wieder auf dem Programm. Auf eigene Faust können Besucher in Bad Tölz besondere Vitalorte erkunden. In Berchtesgaden führt ein traumhafter Meditationsweg vom Nonntal aus zur Kapelle der Seligpreisungen auf den Ponnzenzenbichl. Die Bayern Tourismus Marketing GmbH setzt zudem neuerdings auf sinnstiftenden Tourismus und arbeitet dabei mit der katholischen Tourismus-Seelsorge zusammen.

Schwarzwald: Pilgern und mehr

Etwas weiter westlich bietet das ökumenische Netzwerk "Kirche im Nationalpark Schwarzwald" Pilgerwanderungen, Gottesdienste und Lebenshilfe in wunderschöner Natur an. Auch spezielle Angebote für Kinder- und Jugendgruppen sind dabei. Von Juni bis Oktober feiern Besucher der Feldbergkirche im Hochschwarzwald jeden Sonntag um 17.30 Uhr das ökumenische Abendgebet "à dieu" mit Gesängen aus Taizé.

Die Sächsische Schweiz gehört zu den schönsten Regionen in Ostdeutschland.  traveldia/Fotolia.com

Sächsische Schweiz: Urlauberpfarrer

Im Bistum Dresden-Meißen ist Johannes Johne Urlauberpfarrer für das Zittauer Gebirge und die sächsische Schweiz und in dieser Rolle schon eine Institution. Er kennt die Gegend wie seine Westentasche und lädt Gäste zu spirituellen Wanderungen oder zu Gottesdiensten vor der beeindruckenden Kulisse alter Klosterruinen oder an Gipfelkreuzen ein: Außerdem hat er immer ein offenes Ohr für Kurgäste und Besucher in seiner Region.

An der Nordsee: Kirche am Meer

Wer den Kopf frei kriegen will, fährt an die Küste. Deshalb ist die Tourismus-Seelsorge in den nördlichen Urlaubsregionen besonders gut aufgestellt. Das Bistum Osnabrück bietet mit der Urlauberseelsorge in Ostfriesland und auf den Nordsee-Inseln Gästen eine Heimat auf Zeit. Begegnung und Miteinander stehen dabei im Vordergrund. Zu den Höhepunkten in und um Norden gehören Strandgottesdienste und der "ökumenische Strandkorb", in dem vom 4. Juli bis zum 25. August evangelische oder katholische Seelsorger auf Besucher warten. Für Familien steigt am 17. Juli das Regenbogenfest rund um die Kirche St. Ludgerus in Norden.

Linktipp: Tipps für das spirituelle Unterwegssein

Klar, den Jakobsweg kennt jeder. Doch auch abseits der ausgetretenen Pfade nach Santiago de Compostela gibt es lohnenswerte Pilgerwege. Zum Auftakt der Pilgersaison stellt katholisch.de die schönsten vor.

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Bundesweit: Campingkirche

Seelsorge von Camper zu Camper bieten die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der sommerlichen Campingkirchen auf mehr als hundert Plätzen in vielen Teilen Deutschlands an. Einige davon liegen ebenfalls an den deutschen Küsten. So weist das schwarz-rote Wangerlandkreuz zu den Friesland-Plätzen Hooksiel und Schillig. Pfarrer Lars-Jörg Bratke und Diakon Ludger Niehoff aus dem Bistum Münster sind hier häufig im Strandkorb Nummer 280 (Schillig) zu finden und kümmern sich gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern um die Feriengäste.

Das Bistum Hildesheim beteiligt sich an ökumenischen Angeboten von "Kirche unterwegs" in der Lüneburger Heide und in Cuxhaven. Hier lädt die Gemeinde Sankt Marien zum Sommerprogramm 2016 mit Gottesdiensten, Konzerten und Seelsorgegesprächen - auch gerne im Strandkorb in der Grimmershörnbucht.

Das Bistum Essen geht sogar über deutsche Grenzen hinaus und lädt Sommer für Sommer auf die niederländische Nordseeinsel Texel ein. Vom 7. Juli bis zum 4. September weht als Erkennungszeichen die Fahne der Touristenseelsorge des Bistums Essen über dem Campingplatz Kogerstrand in De Koog. Jeweils vier Menschen leben und arbeiten dort den Sommer über im Wohnwagen. Aktuelle Informationen gibt es auf der Facebookseite der Tourismus-Seelsorge.

Aber auch im Süden Deutschlands ist die Campingkirche eine echte Institution. Etwa im Freizeit-Center Oberrhein bei Baden-Baden. Etwa fünfzig ehrenamtliche Mitarbeiter bereichern hier den Urlaub von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern mit Morgenimpulsen und Bastelangeboten, mit Geocaching und abendlichem Kinderprogramm, bei dem sich meist um die 150 Kinder über Gutenacht-Geschichten oder Kasperletheater freuen.

Viele Angebote der Campingkirche oder von "Kirche unterwegs" werden von der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam organisiert. Zum Beispiel in Gohren am Bodensee, wo die Camping-Kirche des Bistums Rottenburg-Stuttgart auf einzelne Gäste zugeht und zur Begegnung einlädt. Auch Glaubensgespräche oder die gemeinsame Gestaltung von Gottesdiensten gehören zum Angebot.

Am Bodensee und am Meer: Zwei Kirchenschiffe

Ebenfalls am Bodensee gibt es ein weiteres besonderes Angebot im Sommer. Denn hier findet ein Ökumenischer Gottesdienst mitten auf dem See statt. Auf dem Kirchenschiff "MS Großherzog Ludwig" sind die Menschen miteinander unterwegs, genießen die Abendstimmung am See und erleben geistliche Impulse als Kraftquelle.

Ein Kirchenschiff ganz anderer Art steht dagegen in Sankt Peter-Ording. Jeden Sommer liegt das Spiele- und Veranstaltungsschiff "Karkenschipp" dort am Strand. Ist die Flagge gehisst, so heißt das, es finden ökumenische Veranstaltungen der Urlauberseelsorge  an Bord und um das Schiff herum statt. Ein Team aus Ehren- und Hauptamtlichen bietet ein abwechslungsreiches Programm, von der Sonnenaufgangsmeditation bis zum Konzert, vom Open-Air-Gottesdienst bis zu Biblischen Erlebnisgeschichten.

Rubrik "Seelsorge von A-Z"

Seelsorge und Beratung sind zentrale Handlungsfelder der Kirche. In ihnen wird der Sinn der Kirche direkt greifbar. In der Begegnung mit den kirchlichen Diensten der Seelsorge, Begleitung und Beratung erfahren die Menschen, wozu die Kirche da ist und warum es sie überhaupt gibt.

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Bundesweit: Kurseelsorge

Viele Urlaubsorte in Deutschland sind zugleich Heilbäder oder Kurorte. Kurseelsorge ist eine eigene Form der Tourismus-Seelsorge. Oft haben die Gäste besondere Bedürfnisse. Da sie oft nach einer Krankheit genesen oder einfach Kraft tanken wollen, ist der Bedarf an Gesprächen und Begegnung besonders groß. Häufig wird das Programm von Kirchengemeinden, Kurverwaltungen oder Hotels gemeinsam organisiert. So lädt die Kurseelsorge in Bad Kissingen (Bistum Würzburg) von Mai bis Oktober zu Veranstaltungen ein. In diesem Jahr geht es unter dem Motto "Sinn-Zeiten" um Wurzeln und Bäume und die Frage, was gibt mir Halt, wonach strecke ich mich aus.

Europapark: Kirche im Freizeitpark

Naturgemäß etwas weniger spirituell geht es in einem Freizeitpark zu. Das Achterbahnfahren und Gottesdienst feiern dennoch hervorragend zusammenpassen kann, erleben die beiden Diakone im Europapark im badischen Rust immer wieder. Hier sorgen sie gemeinsam mit vielen Helfen für ein abwechslungsreiches Programm - mal in einer der drei Kapellen und mal an anderen Ort im Freizeitland. Hochzeiten werden hier ebenso gefeiert, wie Sonntagsgottesdienste. Auch Andachten und geistliche Impulse sind an der Tagesordnung. Ein Spurenweg führt Besucher zu ihrer geistlichen Mitte und verschafft ihnen ein wenig Erdung, bevor es mit dem "Blue Fire Megcoaster" oder dem "Atlantica Supersplash" auf zu neuen Höhenflügen geht.,

An zahlreichen Flughäfen gibt es Kapellen und Gebetsräume, die von Reisenden genutzt werden können.  Tobias Arhelger/Fotolia.com

Bundesweit: Flughafenkirche

Wer übrigens zu einem echten Höhenflug startet, um ein weiter entferntes Urlaubsziel anzusteuern, muss auch an vielen deutschen Flughäfen nicht auf Andacht und Seelsorge verzichten. Häufig gibt es einen kleinen Andachtsraum für alle Religionen und auch Seelsorger stehen bereit. Am zweitgrößten deutschen Flughafen kümmert sich der "Kirchliche Dienst am Flughafen München (KDaF)" um die Belange der Reisenden und der Mitarbeiter. Ein blaues Kreuz weißt am Münchner Flughafen den Weg zur Christopheruskapelle. Informationen zu anderen Flughafenkapellen in Deutschland gibt es auf der Internetseite airportchapel.de.

Bundesweit: Autobahnkirche

Bis zu 400.000 Besucher jährlich verzeichnet die Autobahnkapelle des Erzbistums Freiburg in Baden-Baden. Denn auch Autoreisende freuen sich hin und wieder über eine Rast, bei der man nicht nur das Auto tanken und einen Kaffee trinken, sondern auch seelisch Kraft für die nächsten Kilometer schöpfen kann. Über ganz Deutschland verteilt, gibt es derzeit 29 Autobahnkirchen, die häufig ökumenisch betrieben werden. Die Bandbreite ist sehr groß und reicht vom reinen Andachtsraum bis hin zu "Autobahngemeinden" mit Gottesdiensten, Führungen, Meditationen und Konzerten.

Von Janina Mogendorf

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